Darmstädter Echo
08.10.2010

Früherkennung von Brustkrebs

Medizin: Mammografie-Screening-Zentrum zieht in Neubaukomplex an Dieburger Straße

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen; fast 58 000 Neuerkrankungen werden jährlich gezählt, 17 500 Erkrankte sterben. »Aber wenn die entarteten Zellen früh entdeckt werden«, sagt der Radiologe Armin Dick vom Mammografie-Screening-Zentrum in der Dieburger Straße 22, »gibt es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, noch ein langes, erfülltes Leben zu haben.« Selbst wenn der Tumor schon einen Zentimeter groß ist, liege die Aussicht dauerhaft zu überleben, bei mehr als 90 Prozent.

Die neuen, 200 Quadratmeter großen Räume des Mammografie-Screening-Zentrums sind bereits eröffnet, obwohl das Treppenhaus noch eine Baustelle ist. Zuvor war das Zentrum gegenüber im Alice-Hospital auf 60 Quadratmetern untergebracht.

Das Zentrum ist eines von 95 in Deutschland und Teil eines bundesweiten Früherkennungsprogramms für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, erklärt die Ärztin Anne Brunier. Getragen wird es von den Kassenärztlichen Vereinigungen, gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Alle zwei Jahre erhalten Versicherte eine Einladung, die Kosten tragen die Kassen.

Je früher ein Mammakarzinom, ein Tumor in der Brust, erkannt werde, desto schonender könne die Behandlung sein, sagt der Arzt Anselm Pottmeyer. Auch die Krankenkassen sind an der Früherkennung interessiert, weil die teureren und aufwendigeren Chemotherapien zur Tumorbekämpfung so vermieden werden können.

Das Zentrum mit seinen zehn Radiologen, zwölf Medizinisch-Technischen Assistentinnen und drei Damen am Empfang, gehört zum Alice-Hospital, ist für etwa 120 000 Patientinnen in Darmstadt und den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Odenwald zuständig. Die Röntgengeräte wurden neu angeschafft und arbeiten mit 30 bis 40 Prozent weniger Strahlenbelastung und digital. Die Bilder werden am Monitor analysiert, eine Auswertung, die laut Armin Dick zuverlässiger ist, als die eines Röntgenfilms am Lichtkasten.

Zwei voneinander unabhängige Fachärzte begutachten die Bilder, unter Umständen noch ein dritter. Etwa 20 Prozent mehr Mammakarzinome werden aufgespürt, wenn mehr als ein Arzt die Aufnahmen beurteilt, erläutert der Arzt. Bei Auffälligkeiten werden die Patientinnen mit Ultraschall, Zielröntgenaufnahmen und Magnetresonanztomografie genauer untersucht. In zwei Drittel der Fälle gibt es Entwarnung, bei einem Drittel wird eine Gewebeprobe genommen, schildert Dick den weiteren Ablauf.

Nur bei der Hälfte stellt sich tatsächlich ein alarmierender Befund heraus. Aber auch dann gehe das Leben weiter, betont der Arzt. Die Eingriffe seien in der Regel klein, Brustamputationen »eine Vorstellung aus dem vergangenen Jahrhundert«. Noch lässt die Resonanz zu wünschen übrig. »Leider kommen nur die Hälfte der Frauen, die eingeladen werden«, bedauert der Mediziner.