Frankfurter Rundschau
01.10.2010
Einkaufen um die Ecke
Darmstadt hatte sich einen Vollversorger gewünscht - und nun auch bekommen
Bis zum Sommer 2008 hat in der Dieburger Straße 24 ein Edeka-Markt in einem umgenutzten Kino-Saal residiert. „Sehr nüchtern, ja fast unansehnlich“, urteilt Christa Ranßweiler von der Rewe-Gruppe über die bauliche Situation gegenüber der einstigen Eleonoren-Kinderklinik.
Heute, zwei Jahre später, ist alles anders – und gleich auf beiden Seiten der Straße. Südlich der Dieburger wuchs der sechsstöckige Neubau der Kinderkliniken Prinzessin Margaret in die Höhe, nördlich davon das drei Gebäudebereiche umfassende Quartierszentrum Martinsviertel. Auch an dieser Stelle wird das Aussehen der Stadt nun also architektonisch und funktional repariert. Auf der Nordseite der Dieburger wurde gestern Eröffnung gefeiert. Zwischen dem Ärztehaus zur Linken samt der Engel-Apotheke im Erdgeschoss und dem fünfstöckigen Gebäude nebenan – im Wesentlichen belegt von der dann größten Krankenpflegeschule Hessens – stand gestern das dritte Gebäude im Mittelpunkt, das im Hintergrund den kleinen Platz prägt.
Die Eröffnung des neunten Rewe-Marktes zog „immerhin vierzig Prozent des Darmstädter Magistrats“ an die neue Adresse, wie Baudezernent Dieter Wenzel (SPD) witzelte. Oberbürgermeister Walter Hoffmann (SPD) lobte die „herausragende Lage“ des Marktes. Das hat seinen spezifischen Hintergrund: Exakt auf eine solche Einkaufssituation hatte die Stadt von Anfang an gedrängt.
„Einen Vollversorger an dieser Stelle haben wir uns ausdrücklich gewünscht“, formulierte Hoffmann. Er sehe die Eröffnung als weiteren „Gewinn für die Attraktivität der Stadtteile“, außerdem sei er ein Baustein zur generellen Förderung des Einzelhandels in der Stadt. Jede Einkaufsmöglichkeit, die nicht auf die „grüne Wiese“ wandere, wertet er als einen stadt- und wirtschaftsplanerischen Erfolg. Märkte fußläufig oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen, seien ein Stück Lebensqualität „dort, wo die Menschen auch wohnen“.
Die städtischen Vertreter zeigten sich glücklich, die Investoren ebenso. Der neue Rewe-Markt wartet auf mit rund 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche, integriert einen Getränkemarkt und bietet auch 190 Parkplätze in einer Tiefgarage an. Die Nutzung ist dreißig Minuten lang kostenlos, bei einem Einkauf über zehn Euro hinaus ebenfalls gratis. 35 Arbeitsplätze wurden geschaffen.
Ansonsten ist an diesem Supermarkt „nichts wie bei allen anderen“, betont Ulrich Scheinert von der Investorengruppe Biskupek-Scheinert, die das Quartierszentrum erstellt. Wegen der Hanglage gebe es keine ebenerdigen Stellplätze, und die Warenanlieferung erfolge über Aufzüge. Scheinert: „Alles sehr speziell.“ Die Gestaltung der Fassade des Marktes ebenso. Sie folgt den Vorgaben des Quartierszentrums.
Die Neubauten auf beiden Seiten der Dieburger Straße stehen auf Grund und Boden, der dem Alice-Hospital gehört. Beim ersten Spatenstich im Dezember 2007 war für den Neubau der Kinderkliniken Prinzessin Margaret als Fertigstellungstermin noch das Jahr 2009 genannt worden. Nun werden sich die Bauarbeiten doch noch bis zum Ende dieses Jahres hinziehen. Von den Kosten in Höhe von 13 Millionen Euro übernimmt das Land Hessen 9,75 Millionen.