Darmstädter Echo
29.11.2012
Abriss des alten Verwaltungsgebäudes beginnt
Klinikum – Im laufenden Betrieb wird die Hälfte des Krankenhauses abgerissen und neu gebaut – 130-Millionen-Projekt
Mit dem Abriss des alten Verwaltungsgebäudes an der Grafenstraße beginnt am 30. November eine gewaltige Rochade auf dem Gelände des Klinikums. 95 Umzüge von Stationen und Abteilungen dienen einem Ziel: Platz zu schaffen für den 130 Millionen Euro teuren zentralen Neubau, der 2016 bezugsfertig sein soll.
Kisten in der alten Wohnung packen und in der neuen Bleibe auspacken. Was landläufig einen privaten Umzug charakterisiert, ist nicht zu vergleichen damit, wenn ein Klinikum gut die Hälfte seines sechs Hektar großen Geländes freiräumen muss, damit die Baugrube für einen Neubau ausgehoben werden kann. Weil der Medizinbetrieb weiter gehen muss, sprach Geschäftsführer Gerhard Becker gestern von einer Operation am offenen Herzen, die nun in ihre heiße Phase trete.
Schon seit Langem laufen die Vorbereitungen für diese Operation, die Co-Geschäftsführer Klaus-Michael Ahrend das größte Bauprojekt der Stadtwirtschaft nannte. Bis ins Detail, so Becker, seien die Planungen mit den Mitarbeitern abgestimmt worden. So seien viele Ideen eingeflossen und gleichzeitig sichere dies, dass sich die Beschäftigten mit dem Neubau identifizierten.
Außerdem habe man frühzeitig den Kontakt mit den Genehmigungsbehörden wie Feuerwehr und Denkmalschutz gesucht, um Verzögerungen zu vermeiden. In zwei Monaten könne man die „Hauptunterlage Bau“ einreichen. Das ist die förmliche Voraussetzung dafür, Fördermittel des Landes (65 Millionen Euro) zu bekommen. Danach könnten die Ausschreibungen beginnen.
Was lapidar „Baufeld vorbereiten“ heißt, ist eine höchst diffizile Aufgabe, wie Thomas Hess, Leiter des technischen Gebäudemanagements, und Jochen Kockegei, stellvertretender Projektleiter für den Neubau, eindrucksvoll schilderten.
Danach wurde auf dem künftigen Baugelände nach Bomben gesucht, der Boden daraufhin geprüft, welche Setzungen eventuell zu erwarten sind, aber auch wie angesichts der vielen unterirdischen Leitungen – vom einfachen Eisenrohr bis zum Glasfaserkabel – die Versorgung der Gebäude mit technischen Gasen, Energie und Wasser gewährleistet werden kann.
Nur eins der vielen begleitenden Projekte ist deshalb der Ausbau der Energiezentrale. „Schließlich bekommen wir 140 Betten aus Eberstadt dazu“, erläuterte Hess. Zu den Vorbereitungen gehört auch eine für demnächst anberaumte Katastrophenschutzübung unter den Bedingungen der Großbaustelle.
Der Abriss des Verwaltungsgebäudes samt Pforte und Kiosk (mehr auf dieser Seite) wird anfangs wenig spektakulär verlaufen, wie Kockegei erläuterte. Zunächst werde „händisch“, also in kleinen Arbeitsschritten, das Gebäude zum Rohbau rückgebaut, wobei genau zu prüfen ist, welche Materialien noch verwendet, welche entsorgt werden müssen.
„Erst Ende Januar kommt der Greifer“. Ein Monat später soll der Verwaltungsbau und damit die den meisten Darmstädtern vertraute Silhouette des Klinikums verschwunden sein.
Die nächsten größeren Schritte: Im August nächsten Jahres soll der zweite Bauabschnitt des Fachärztezentrums an der Ecke Grafen-/Bleichstraße fertig sein. Dort wird die Onkologie einziehen. Ihren Platz in der neuen Medizinischen Klinik wird die Neurologie einnehmen, derzeit noch in der alten Medizinischen Klinik untergebracht. Deren Abriss ist Startschuss für das Ausheben der Baugrube des Zentralen Neubaus.
Laut Ahrend sollen Patienten wenig von den Bauarbeiten mitbekommen: „Wir machen einen ruhigen Abriss und einen möglichst ruhigen Neubau.“ Eine durchdachte Wegeführung in jeder Phase des Um- und Neubaus sollen Patienten und deren Angehörigen die Orientierung erleichtern. Das Parkhaus in der Bleichstraße wird erweitert, zudem werden Besucher auf die Tiefgarage des Fachärztezentrums verwiesen.